Lang, lang ist’s her

Ja, es ist praktisch ein halbes Jahr her, dass ich hier meine angeblichen Abenteuer upgedated habe. Auch die sogenannte Galerie leidet unter Altersschwäche.

Und ja, es ist viel passiert in the Zwischenzeit – drum seht es mir nach und vergnügt euch auf den Kalenderseiten oder beim Single Malt. Da verspreche ich euch, werde ich euch nicht im Stich lassen!

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Die Nebel der Vergangenheit – IV

Dem Wochenende folgte eine Woche voller Dinge, die organisiert werden wollten.  Zuallerforderst und höchst dringlich mussten wir die ausgelagerten Kartons in Forfar abholen. Dort wollte man meine hinterlegten Habseligkeiten schnellstens loswerden unter dem Vorwand von Brandschutz und irgendetwas mit Versicherung. Meine vorsichtige Bitte, den Einlagerungszeitraum auf unbestimmte Zeit zu verlängern, schlugen die netten Beamtinnen daher sehr bestimmt aus. Mit berstend vollem Bus und regennass saß ich also auf dem Fahrersitz und beriet mich mit Carina, was mit diesem Tag wohl anzufangen sei. Wir einigten uns darauf, derjenigen Schule, welche auf meine emails bisher noch nicht geantwortet hatte, einen Besuch abzustatten und die Botschaft meiner sicheren Ankunft zu übermitteln.
An der Arbroath Academy angekommen mussten wir uns, wie schon am Freitag zuvor bei einem kurzen Besuch in der Schule in Montrose, unter Angabe von KFZ-Kennzeichen und Besuchsgrund in eine Besucherliste eintragen, bevor wir durch den einzigen Eingang der Schule Einlass erhielten.

Sicherheit wird in Großbritannien nach meinem Geschmack ohnehin etwas zu groß geschrieben – das Schild mit der Aufschrift „CCTV in Operation“ prangt an mindestens jedem zweiten Gebäude, die obligatorischen Rauchmelder eines jeden Wohnhauses sind mit einem zentralen Fernmeldesystem verbunden und vor jedem noch so kleinen Pub steht ab Einbruch der Dunkelheit zumindest ein bulliger meist kahlköpfiger Mensch, welcher dich scharf mustert oder gleich nach deinem Ausweis fragt, solltest du um Einlass bitten. Manche Pubs haben darüber hinaus Bestimmungen erlassen, welche ab bestimmten Uhrzeiten nur noch Publikum eines gewissen Mindestalters – meist 21 – erlauben. Unter 18 darf man in der Regel ein solches Etablissement überhaupt nicht betreten oder nur bis 8pm bleiben.

Im staff-room der Schule wurde ich schließlich Jill Kerr vorgestellt, meiner Mentorin für diese Schule, deren Haus doch tatsächlich noch ein Zimmer gehabt hätte, für den Fall, dass ich nirgends unterkäme. Das Angebot nahm ich gleich dankend an, in der Form, da ich mein Hab und Gut in ebendiesem Zimmer abstellte.
Den großzügigen Rest des Tages verbrachten wir im Schwimmbad Forfars. Schnuckelig ist wohl kein ausreichender Ausdruck für die Umschreibung der winzigen Schwimmhalle und ihrem angrenzenden Saunabereich bestehend aus jeweils einer sehr einfach gehaltenen Sauna und Dampfkabine, sowie einigen Plastikstühlen, die um einen Fernseher herum gruppiert waren. Vielleicht taugt allerdings das Bild der Umkleidekabinen, die sich im Dachboden über der „Saunalandschaft“ befanden, um sich des Ausmaßes des Schwimmbades bewusst zu werden.

Den nächsten Tag begannen wir mit einem Frühstück direkt an der Strandpromenade von Montrose, welche auch der designierte Ort unseres overnight-parkings gewesen war. Um dem fantastischen Wetter zu huldigen, spazierten wir danach ein paar Meilen am menschenleeren Strand in Richtung Norden, bevor wir uns um die Mittagszeit an der Montrose Academy mit deren Französischassistentin und unserer gemeinsamen Betreuerin trafen. Beide Frauen wurden für nett befunden und somit der Plan gefasst, gemeinsam mit Christelle, der FLA (Foreign Language Assistant) für Französich, welche sich ebenso auf Wohnungssuche befand, eine gemeinsame Bleibe zu finden. Nach kurzem Suchen bei diversen Maklern wurden wir fündig und vereinbarten einen Besichtigungstermin für eine komplett eingerichtete Wohnung im Kneipenviertel Arbroaths für denselben Nachmittag. Die Wohnung stellte sich als ein absoluter Glücksgriff heraus und wir verabredeten uns umgehend für den kommenden Morgen zum Mietvertragunterschreiben. Vom Festland kommend hatte Christelle noch weniger als ich die Möglichkeit gehabt, einen gesamten Hausrat mitzubringen, daher waren wir nicht wenig begeistert, die Wohnung mit allem nur Denkbaren ausgestattet zu sehen. Nicht nur die Küche ist von Mikrowelle über Toaster bis zu den Kaffeelöffeln komplett eingerichtet, auch ein Staubsauger, Bügelbrett samt –eisen und der große Flachbildfernseher machen den Haushalt perfekt.

Den Vertrag unterzeichnet führte uns unser Weg am Mittwoch nach Dundee, die nächste größere Stadt, welche sich in nur 17 Meilen Entfernung von Arbroath befindet, meiner neuen Heimatstadt seit jenem Tag, und zudem die Partnerstadt Würzburgs ist. Unsere beiden Ziele (Shoppen und Haggisessen) wurden zufriedenstellend erfüllt und der Bus in Forfar abgestellt, in relativer Nähe zum Orchard Business Park, wo an den folgenden beiden Tagen die Einführungsveranstaltung der FLAs in Angus stattfinden sollte.

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Die Nebel der Vergangenheit – III

24.08.
Auf die erste Nacht im vollen Bus folgte ein kurzer Abstecher zum Scottish Seabird Center, nach welchem ich mich mit bester englischsprachiger Vogelbestimmungsliteratur ausgestattet sah. Unser Weg führte uns über zwei Brücken von jeweils unglaublicher Länge. Zuerst über die Forth Road Bridge bei Edinburgh, welche sich neben der berüchtigten Eisenbahnbrücke von 1890 über den Firth of Forth spannt, dann weiter zur weit weniger spektakulären Tay Road Bridge, über die wir nach Dundee kamen. Unweit außerhalb Dundees beginnt Angus, jenes eine von 32 Verwaltungsbezirken Schottlands, dessen Angestellter ich für die kommende Zeit sein werde. In Forfar, Angus’ „Haupstadt“ hatten wir nach kurzer Suche das Education Office ausgemacht und durften dort freundlicher- und glücklicherweise einige meiner Umzugskartons für die Dauer des Wochenendes einlagern. Diesem ging es daraufhin in westlicher Richtung entgegen, wo wir am Loch of Lowes neben einer staatlichen Vogelbeobachtungsstation alles Wildlife verscheuchten, indem wir vor dem Schlafengehen ein Bad im See nahmen.

25.08.
Als Ziel des Tages waren die Highland Games im winzigen Örtchen Birnam auserkoren, über welche wir uns zuvor bei der Touristeninfo in Montrose alle nötigen Infos geholt hatten. Zu diesen Infos gehörte auch der Hinweis, nicht zu spät dort aufzuschlagen, da man sonst Gefahr laufe, zu viele der aufregenden Sportereignisse zu verpassen. Wir waren allerdings ein gutes Stück zu früh dran – Als wir den Bus auf dem Parkplatz abstellten, wurde soeben damit begonnen, die Stände für Angus-Steak und Tierpatenschaften aufzubauen. Aber unserem Entdeckerdrang konnten auch andere Ziele geboten werden. Gleich gegenüber, auf der anderen Seite des River Tay lagen, zu Fuß gut zu erreichen, die Visitor Attracions Dunkeld’s – eine putzige Innenstadt neben einer alten Kathedrale und ein Reisebus aus Hofheim i.Ufr. auf Pipipause.
Die Games später stellten sich als ein akkurates Abbild eines jeden Stereotyps gegenüber den Schotten heraus, dessen ich mich entsinnen kann. Auf einem kleinen Sportplatz, welcher wie eine Arena von Bierbänken umstellt war, maßen sich in Kilt gewickelte Läufer, Hammer- und Baumstammwerfer aller Altersklassen in ihren Disziplinen. Unweit der starken Männer hüpften schmale Mädchen in traditionellen Gewändern unter den strengen Augen einer Jury zu streng festgelegten Dudelsackmelodien. Dazu erschallten aus allen Ecken des Geländes weitere Great Highland Bagpipes, deren Instrumentalisten sich ihre Virtuosität ebenso von einer zweiköpfigen, in die Jahre gekommenen Jury bewerten ließen. Ein Kommentator, der jeden Teilnehmer persönlich zu kennen schien, ließ uns Zuschauer über Lautsprecher den Überblick nicht verlieren und sorgte dafür, dass sich am Ende der Spiele ein Jeder am unteren Rand des Feldes versammelte, um dort die Teilnehmer der offiziellen Weltmeisterschaft im Haggis-Wettessen anzufeuern.
Nach dieser dicken Portion Folklore fuhren wir nach Aberfeldy, an dessen Ortsausgang wir am Tay unser Nachlager aufschlugen und nach einem deftigen Campingkocherabendessen von der stillen, klaren, Dudelsackfreien Luft in den Schlaf gewogen wurden.

26.08.
Es ist Sonntag, die Sonne scheint und wir müssen aufs Klo. Das Reisen mit dem Bus ist eine angenehme Sache – Fortbewegung, Unterkunft, Standheizung, Wasserkanister, Spannungswandler mit 220V Steckdose und Internet per Stick – eigentlich stellt es die vollkommene Autarkie dar. Wenn man allerdings seine Notdurft nicht unbedingt in freier Wildbahn verrichten will und die Zurückgezogenheit, sowie den Komfort eines stillen Örtchens zu schätzen weiß, findet man sich ständig auf der Suche nach einem öffentlichen Abort. Und in diesem Falle muss man Schottland uneingeschränktes Lob zukommen lassen, denn fast jedes noch so klein gebliebenen Örtchen verfügt über publicly available toilets, welche zudem weitreichend ausgeschildert sind und täglich gereinigt zu werden scheinen.
Wir fanden daher alsbald eine dieser Erleichterungsanstalten und konnten uns entspannt auf den Weg in eines der schönsten aber dennoch einsamten Glens überhaupt machen – so war es uns am vorangegangenen Tag angepriesen worden. Tatsächlich stellte das Tal mit seinen in schier endloser Weite grasenden Schafen eine ausnahmslose Weide auch für unsere Augen dar, vorausgesetzt, man sah über den mittlerweile wolkenbehangenen Himmel hinweg. Leider gelang es uns auch nach einem mühevollen Aufstieg auf den Berg, dessen Namen herauszufinden wir leider nicht imstande waren (56.577,-4.441) immer noch nicht, über irgendwelche Wolken zu hinwegzublicken. Ganz im Gegenteil, wir standen mitten im feuchten Dunst. Der Himmel erdreistete sich doch in der Tat, mit dem Aufbrechen auf den Moment zu warten, da wir den Fuß des Berges wieder erreicht hatten. Doch es hatte auch sein Gutes, denn so war es uns vergönnt, den Pass hinüber zum Loch Tay durch nebelnass-glitzernde Heidehügel in gleißendem Sonnenlicht zu bestaunen.
Am See angekommen gab es noch das gut versteckt gelegene Taymouth Castle und seinen Golfplatz zu bewundern, bevor wir den „Heimweg“ antraten und schließlich wieder an der Ostküste – direkt neben einem WC – übernachteten.

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Die Nebel der Vergangenheit – II

Da wir nun ohnehin schon beim Fahrzeug angelangt sind, hier zur Lösung des Autoproblems: Ich hatte mich es eigentlich nie zu äußern gewagt, da ich es weit außerhalb jeglicher Reichweite glaubte, aber man kann ja nie wissen und daher unterbreitete ich meinen Eltern vorsichtig den Vorschlag, uns einen Bus – vorzugsweise der Marke Volkswagen – anzuschaffen. Auch Opas Meinung, in diesen finanziell unsicheren Zeiten alles Geld schnellstmöglich zu irgendetwas Wertfestem zu transformieren, trug schließlich zur Kaufentscheidung eines VW T4 Multivan TDI Baujahr 1998 bei. Dieser liebe Lastenesel durfte sich noch in Deutschland mehrfach beweisen. Zuerst einmal fuhr er nach Karlsruhe und dann ging es noch zweimal die A7 hinauf nach Hannover, um dort mit anderen Rollenspielbegeisterten Echsen zu jagen und Rituale lächerlich zu machen. Auch fand er Verwendung beim Auszug aus Würzburg, welcher eher einem Solchen aus Ägypten ähnelte. Niemals hätte ich mir träumen lassen, in meinem Würzburger Zimmer derart viel Zeug angesammelt zu haben. Nach genannten Widrigkeiten durfte dann der Bus, welcher übrigens unter dem Namen T-wing läuft und den Fahrer mit einem Astromech-Droiden unterstützt, beladen und für die große Fahrt mit Überfahrt vorbereitet werden.

Am frühen Morgen des 22. Augusts wurde der Bus auf ein Neues über die A7 getrieben, diesmal ging es jedoch bei Kassel in westlicher Richtung ab nach Ijmuiden bei Amsterdam. Dort erfuhr der Bus eine Aufwertung durch Volltanken und zusammen mit der reiselustigen Freundin wurden all die nötigen Vorräte an weißer Schokoladencreme, Krentenbollen, Stropwaffeln und Vlokfeest eingekauft, sowie die ganze Palette der fettigen holländischen Fastfoodleckereien durchschnabuliert (< dieses Wort hier wird von Word übrigens nicht rot unterringelt – probiert’s aus!). Vor lauter Frikandel und Kroketten vergaßen wird dabei fast die Zeit und hatten so unsere liebe Not, es noch pünktlich auf die Fähre, welche uns nach Newcastle bringen sollte, zu schaffen. Nach jener nervlichen Belastungsprobe, für die hauptsächlich die in den Küstenhäfen üblichen Zugbrücken verantwortlich waren, durften wir in purer Entspannung dem Sonnenuntergang entgegenschippern.

In Nordengland angekommen war allerdings noch lange nicht Schluss mit der Nervenbeanspruchung – Ich bin nun der festen Überzeugung, dass es ein vergleichsweise zu vernachlässigendes Problem darstellt, einen Rechtslenker über Deutsche Autobahnen zu scheuchen, als sich mit einem Linkslenker an einem Wochentag den Weg durch eine der größten Städte Nordenglands zu bahnen. Newcastle’s Innenstadt ist dennoch in wenigen Stunden zu Fuß komplett zu erkunden; einzig das Shoppen im Primark bedurfte einer Verlängerung der Parkzeit.

Der Tag führte uns schließlich über die Schottische Grenze bis nach North Berwick, wo wir einen formidablen Stellplatz für die erste Nacht im Bus direkt an der sandigen Küste fanden. Neben ein paar wenigen Augenblicken, die der Bus versehentlich auf der falschen Straßenseite verbrachte, ist nur noch Kreisverkehr erwähnenswert, der erst nach dem Durchqueren entgegen der angedachten Richtung auffiel.

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Die Nebel der Vergangenheit – I

Erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt. Drittens hat man doch tatsächlich Besseres zu tun oder ist eventuell einfach nur zu faul dafür…

Aber eins nach dem anderen.
Ein lieber Gruß an Alle, die sich doch tatsächlich die Geschichten um Mein Selbst zu Gemüte führen wollen und an all diejenigen, die aus reinem Versehen hier gelandet sind, ebenso an solche, welche aus purer Verzweiflung, im ganzen Internet nichts Besseres gefunden zu haben, zumindest bis hierher gelesen haben- auch Ihr sollt gegrüßt sein! Höflichkeit ist schließlich überall angebracht. Man sieht sich ja immer zweimal im Leben.
Wie ihr eventuell wisst, hat es mich in einen fernen Landstrich verschlagen, welcher – vom Linksverkehr, der Unwilligkeit Fremdsprachen zu erlernen und dem angrenzenden Meer einmal abgesehen – meiner Heimat ehrlich gesagt nicht allzu unähnlich ist. Ja, ich bin gut in Schottland angekommen! In nunmehr fast drei Wochen habe ich durchaus viel erlebt aber der Plan, dem Rest der Welt die Möglichkeit zu geben, mein Leben über den Umweg über meine Sinnesorgane, durch mein Hirn und meine Finger zu verfolgen, ließ sich leider bislang nicht zufriedenstellend realisieren. Daher nun folgende Erklärung:
Ich werde in den folgenden Tagen (evtl. auch Wochen) das Geschehene aufarbeiten und mich langsamen aber steten Tippens von den Nebeln der Vergangenheit in Richtung Gegenwart aufmachen, um von dort aus mit euch gemeinsam in die Zukunft zu schreiten, welche mir derzeit noch für knapp neun Monate ein hoffentlich aufregendes Leben in dem Land verspricht, in dem gar nicht so viele Menschen rothaarig sind, wie ich bisher vermutet hatte.

Zu Beginn eine Passage, welche noch auf die Zeit in Deutschland datiert.

Heißgeliebte Heimat, warum willst du mich verbrennen?

Es ist 11:56 Uhr am 26.07.2012, ich sitze im Zug in Richtung Neuscht und frage mich, ob es wirklich rechtens gewesen sei, den Sommer, der bisher so schön kühl gewesen ist, zu triezen und anzusticheln. Jetzt haben wir den Salat. Weit über 30°C und kein Ende in Sicht – außer vielleicht ein paar Hitzegewitterchen. Ein kleines mieses Lächeln macht sich da auf meinem Gesicht breit. Nicht wirklich fies – eher verschmitzt. Denn nicht allzu lange mehr werde ich diese Temperaturen erdulden müssen. In etwas weniger als einem Monat darf ich Schottland meine neue Heimat nennen.

Gemessen an den Anstrengungen, die es braucht, all das vorzubereiten und in die Wege zu leiten, was den Sprung über den Channel zu einem unbedarft anzugehenden Anliegen macht, müsste ich eigentlich schon halb drüben sein. Einige Ausschnitte dieser Odyssee möchte ich hier breittreten:

Die Bewerbung

Jeder, der schon einmal irgendetwas mit dem PAD, dem Pädagogischen Auslandsdienst, zu tun hatte, wird wissen, dass es gelinde gesagt ein ganz schönes Gwerch ist, sich überhaupt für eines der angebotenen Programme zu bewerben. Ich kannte den PAD nicht und wusste demnach nicht, auf was ich mich da einließ. Der Übersichtlichkeit halber zähle ich im Folgenden nur die einzureichenden Dokumente auf und überlasse es eurer Imagination, euch die damit verbundene Arbeit vorzustellen. Als da wären: Ein 5-seitiger Bewerbungsbogen in 4-facher Ausfertigung (mit Passbild), ein Empfehlungsschreiben eines Professeros/einer Professorin meiner Studienrichtung, welches die erwähnenswerten Eckpunkte meiner Persönlichkeit umfasst, ein ausformulierter Lebenslauf (mind. 2 Seiten) in Deutsch und Englisch, ein ebenso zweiseitiges Motivationsschreiben (Warum will ich an dem Programm teilnehmen, warum will ich überhaupt unbedingt nach Schottland? Welche Erwartungen knüpfe ich an das Ganze? …) in bilingualer Ausführung, eine lückenlose und beglaubigte Auflistung aller meiner erbrachten Studienleistungen, ein Attest einer Arztes, in welchem die Unbedenklichkeit bezüglich meiner körperlichen und geistigen Verfassung bestätigt wird, und zu guter Letzt das gute alte Polizeiliche Führungszeugnis, welches als Grundvoraussetzung gilt, um mit im Vereinigten Königreich mit Kindern arbeiten zu dürfen.

Wie mich Berichte von Vorgängern erahnen lassen, sollen dies allerdings noch bei weitem nicht alle Hürden gewesen sein, welchen ich begegnen soll. Bürokratie wird auf der Insel Groß geschrieben! (Das ist orthographisch gesehen zwar Quatsch, solange das Wort nicht am Satzanfang steht, soll hier aber auch nur der Dramatisierung dienen.)

Das Auto

Neun Monate Schottland – eine ganze Schwangerschaft quasi! Wie soll ich das aus einem Koffer mit einem durchschnittlichen Inhalt von ca. 25 kg bestreiten? Allein meine Instrumente, welche schon vehement ihr dringendes Interesse bekundet haben, mich auf dieser nicht mehr nur als Reise zu bezeichnenden Unternehmung begleiten zu wollen, machten dem Plan, in meine Wahlheimat mit dem Flugzeug aufzubrechen, den Gar aus. Ein fahrbarer Untersatz ist das Mittel der Wahl! Ein privater noch dazu – wäre das nicht schön, die schottischen Highlands auf eigenen 4 Rädern zu durchstreifen? Ein Glück bin ich mit einer famosen Ideenfabrik in meinem Oberstübchen gesegnet und hatte mir alsbald den Plan ersonnen, ein rechtsgelenktes Fahrzeug zu meinem ständigen Begleiter zu machen, welches ich in Deutschland erwürbe, da hier der entsprechende Markt nicht unbedingt zu stark zu sein scheint. Guter Plan. Umsetzung: Ich kaufte mir einen schönen Ford Focus C-Max mit weit unter 100.000 km und dem Baujahr 2005. Der Preis hätte besser nicht sein können. Klingt fast gut, lässt man da die kleinen Details wie den über die Maße unerträglichen Hundegestank im gesamten Innenraum sowie den Ölverbrauch von einem Liter auf 200km außer Acht.

Ich fuhr daher das Fahrzeug schnellstmöglich wieder die 400km (= 2 Liter Öl) zu dem glücklicherweise verhälnismäßig verständnisvollen Händler in Rosenheim zurück und begann die Suche aufs Neue. Diesmal waren auch die Linkslenker mit von Interesse für mich…

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